Viele Betroffene sind zu Recht verunsichert: Da wurde Jod bei Schilddrüsenerkrankungen jahrelang in Bausch und Bogen verurteilt. Doch jetzt mehren sich die Stimmen, die Jod bei Hashimoto Thyreoiditis sogar ausdrücklich empfehlen. Sie fragen sich, was nun stimmt? Dann lassen Sie uns zuerst die Rolle von Jod im Körper genauer beleuchten. Denn das Spurenelement ist nicht nur Ausgangsprodukt für Schilddrüsenhormone – seine Aufgaben sind viel umfassender.
Dass Hashimoto-Patienten jahrelang von jodhaltigen Lebensmitteln abgeraten wurde hat einen einfachen Grund: Die erkrankte Schilddrüse bildet Auto-Antikörper gegen das Enzym Thyreoperoxidase (TPO), das an der Verarbeitung von Jod zu Schilddrüsenhormonen beteiligt ist, sogenannte TPO-Antikörper (TPO-AK). Die Schilddrüse ist entzündet und ein Übermaß an Jod kann die Entzündung verstärken. Eine höhere Dosis an Jod führt daher oft zu Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Druckgefühlen am Hals. Das ist ganz ähnlich wie bei einem entzündeten Darm, der auf Nahrung mit Bauchschmerzen reagiert. Und trotzdem müssen natürlich auch Menschen mit krankem Darm regelmäßig essen.
Jod ist der zentrale Ausgangsstoff für die Herstellung der Schilddrüsenhormone L-Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Wird der Schilddrüse zu wenig Jod zur Verfügung gestellt, kann sie nicht mehr genügend Hormone bilden. Dieses Defizit versucht sie dann auszugleichen, indem sie sich vergrößert. Ein Kropf [mediz. Struma] bildet sich. Jod brauchen wir darüber hinaus allerdings für eine ganze Reihe weiterer Stoffwechselvorgänge: Jod ist beispielsweise daran beteiligt, freie Radikale90 oder Schwermetalle unschädlich zu machen. Unser Immunsystem ist essentiell auf Jod angewiesen, und darüber hinaus schützt das Spurenelement sogar vor Krebs. Haben Sie schon einmal überlegt, was passiert, wenn Sie Ihrem Körper systematisch Jod vorenthalten? Klar, alle diese Vorgänge funktionieren nicht mehr so reibungslos, wie sie sollten. Deshalb ist auch bei einer Schilddrüsenentzündung eine ausreichende Versorgung mit Jod wichtig! Bedenken Sie, dass ein Jodmangel in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet ist. Das Spurenelement ist vor allem in Seefisch und Meeresalgen enthalten, also in Lebensmitteln, die hierzulande höchstens im Norden regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
Doch es gibt auch eine Kehrseite: Wie wir heute wissen, reagieren rund 5 Prozent der Bevölkerung übersensibel auf Jod. Bei diesen Menschen kann eine verstärkte Jod-Zufuhr tatsächlich Schilddrüsen-Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto oder Morbus Basedow fördern. Haben Sie nach dem Verzehr von Meeresfrüchten oder Fisch schon einmal Beschwerden wie Herzklopfen, innere Unruhe oder Angstgefühle bemerkt? Diese Symptome können auf eine erhöhte Jod-Empfindlichkeit hindeuten, ebenso wie Beschwerden im Zusammenhang mit jodhaltigen Desinfektionslösungen.
Jodiertes Speisesalz findet man in jedem Supermarktregal. Warum ist das eigentlich so und warum könnten viele Menschen trotzdem mit Jod unterversorgt sein?
Jod wurde im letzten Jahrhundert erfolgreich gegen die Kropfbildung eingesetzt. Vor einigen Jahrzehnten noch kamen immer wieder Menschen mit tennisballgroßen Schilddrüsen am Hals zum Arzt. Diese Bilder gehören nun der Vergangenheit an. Um der Jod-Unterversorgung entgegenzuwirken, wurde Jod auch in Deutschland in Form von Kaliumjodat (77 µg Jod/Gramm Salz) dem Speisesalz beigemischt. Die Dosis deckt sich mit den Empfehlungen der WHO mit einer Menge von 150 µg Jod pro Tag.
Kaufen Sie immer das Speisesalz, das mit Jod angereichert ist? Die Verwendung von Jodsalz in privaten Haushalten ist kein Muss, der Gebrauch ist freiwillig und wird von den Verbrauchern nicht konsequent genug umgesetzt. Auch haben Volkskrankheiten wie Bluthochdruck in der Bevölkerung eine generelle Angst vor Salz geschürt. Nach aktuellen US-Studien ist Jod aus jodiertem Speisesalz außerdem nur zu 10 Prozent bioverfügbar. Billiges Tafelsalz ist chemisch verändert, gebleicht und mineralstoffarm. Im Grunde eignet sich das Jodsalz aus gesundheitlichen Gründen also nicht unbedingt für eine Jodergänzung. Besser wäre die Verwendung von kristallinem Meersalz und eine zusätzliche Einnahme hochwertiger Jod-Präparate.
Haben Sie auch gewusst, dass die Halogene Brom, Chlor und Fluor die Aufnahme von Jod im Darm und in den Schilddrüsenzellen verhindert? Brom, Chlor und Fluor finden in unserem Alltag vielfache Verwendung. Denken Sie einmal an Pflanzenschutzmittel (z. B. DDT), an Fluorid in der Zahnpasta, an Haushaltsreiniger, an Kunststoffe (z. B. PVC) oder Anti-Haftbeschichtungen in Schwimmbädern. Viele Biologische Mediziner beobachten ein gehäuftes Auftreten von Schilddrüsenerkrankungen in Ländern, wo Chlor dem Leitungswasser zugesetzt wird.
Halten wir also fest: Auch für Hashimoto-Betroffene ist eine ausreichende Jod-Zufuhr grundsätzlich wichtig und sinnvoll. Biologische Mediziner empfehlen daher – bei einem nachgewiesenen Mangel – häufig eine gezielte Jod-Therapie, die freilich kontrolliert erfolgen muss, um Nebenwirkungen zu vermeiden. So mancher biologische Experte arbeitet sogar erfolgreich mit Jod-Hochdosis Therapien. Dabei werden 100-fach erhöhte RDA-Jodmengen (ca. 15 mg Jod/Tag!) eingesetzt. Wichtig ist dabei immer auch die gleichzeitige Gabe von Selen. Denn dieses Spurenelement ist daran beteiligt, das zellschädigende Wasserstoffperoxid (H2O2) zu entschärfen, das zur Verarbeitung von Jod benötigt wird. Selen ist ein weiterer wichtiger Nährstoff bei Hashimoto, den Sie im Auge behalten sollten. Alles darüber lesen Sie im Beitrag “Hashimoto und Selen-Mangel: Eine verhängnisvolle Kombination“.
Falls Sie zu jenen 5 Prozent der Bevölkerung gehören, die übersensibel auf Jod reagieren, ist eine klassische Jod-Therapie allerdings für Sie nicht geeignet. Eine erhöhte Jod-Zufuhr (über 150 µg täglich) über einen längeren Zeitraum kann dann bei Ihnen sogar eine Hashimoto Thyreoiditis auslösen oder fördern. Eine Vorgehensweise der Biologischen Medizin ist das langsame Einschleichen von Jod mithilfe von Schüßlersalzen. Daher unser Tipp: Machen Sie einen Biologischen Arzt/Therapeuten ausfindig, der sich auf Schilddrüsenerkrankungen spezialisiert hat und erarbeiten Sie mit ihm zusammen Ihre individuelle Nährstofftherapie. Mikronährstoffe werden in der biologischen Form im Rahmen einer sogenannten “Orthomolekularen Therapie” verabreicht.
Einen ersten Hinweis, ob Sie unter einem Jod-Mangel leiden, erhalten Sie über eine Messung der Körpertemperatur im Mund. Liegt die Temperatur über 3 Tage konstant zwischen 36,3 und 37,3 Grad Celsius, dann sind Sie wahrscheinlich ausreichend versorgt. Eine geringere Temperatur kann auf einen Jod-Mangel bzw. einen Mangel an Schilddrüsenhormonen hindeuten. In diesem Fall lohnt es sich auszuprobieren, ob sich durch die Einnahme von Jod die Körpertemperatur erhöht. Beginnen Sie dabei mit sehr geringen Mengen und achten Sie auf mögliche Symptome einer Jod-Überempfindlichkeit! Wenn Sie an Morbus Hashimoto leiden, sollten Sie die Einnahme von Jod niemals auf eigene Faust angehen. Suchen Sie sich doch einen biologischen Arzt oder Therapeuten. Er geht die Nährstofftherapie mit Ihnen professionell und ganzheitlich an. Lassen Sie bei ihm Ihren Jod-Status überprüfen. Eine exakte Bestimmung der Jodversorgung bildet die Grundlage dafür, um eventuelle Mangelzustände sanft, aber gezielt zu beheben. Überschüssiges Jod scheidet der Körper über die Niere und den Harn aus. Urinwerte werden deshalb einfach aus einer Urinprobe entnommen.
andrino arbeitet derzeit an einem deutschlandweiten Therapeuten-Verzeichnis. Legen Sie bei der Suche Ihren Fokus auf die Nährstofftherapie (sogenannte Orthomolekulare Medizin) und halten Sie Ausschau nach einem Experten, der sich mit der Erkrankung Hashimoto im Besonderen auskennt.
Folgende Literatur diente als Grundlage für diesen Artikel und kann Ihr Wissen vertiefen:
andrino möchte chronisch kranken Menschen auf ihrem Weg zu einer höheren Lebensqualität helfen. andrino ist Ausdruck der gemeinsamen Vision, chronischen Krankheiten wirkungsvoll zu begegnen - gemeinnützig, unabhängig und nicht Profit orientiert.
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