Leiden auch Sie an einer chronischen Schilddrüsenerkrankung wie Hashimoto Thyreoiditis aber die Einnahme des Hormonpräparates L-Thyroxin (T4) bringt Ihnen nicht die gewünschte Beschwerdefreiheit? Das könnte daran liegen, dass eine Therapie mit einem T4-Monopräparat bei einigen Patienten gar nicht anschlägt, weil der Körper das T4 nur schlecht verarbeiten kann. Um für Sie das passende Hormonpräparat ausfindig zu machen, messen biologische Ärzte und Therapeuten deshalb über die Standarddiagnostik hinaus alle Hormonformen der Schilddrüse. In folgendem Beitrag erfahren Sie, welche Schilddrüsenhormone Sie testen lassen sollten und wie Sie einen geeigneten Therapeuten finden, der Sie auf Ihrem Weg begleitet.
In den Schilddrüsenzellen werden die zwei wichtigsten Schilddrüsenhormone, das L-Thyroxin (T4) und das Trijodthyronin (T3) aus dem Spurenelement Jod und der Aminosäure Thyrosin hergestellt. Das benötigte Jod muss über die Nahrung aufgenommen werden. T3 und T4 unterscheiden sich nur in der Anzahl ihrer Jodatome voneinander. Wie der Name schon sagt, besitzt T3 drei Jodatome, während T4 aus vier Jodatomen besteht. Beide Hormone werden von den Schilddrüsenzellen im Verhältnis 1:10 in das Blut abgegeben – ungefähr 100 µg L-Thyroxin pro Tag aber nur 10 µg T3. Dabei ist Trijodthyronin (T3) das eigentlich relevante Hormon für den Körper! Nur T3 kann im Stoffwechsel eine Reaktion hervorrufen. Im Blut werden die Schilddrüsenhormone zum größten Teil an Trägerproteine gebunden. In die Zielzellen können T3 und T4 jedoch nur in ungebundener, freier Form als fT3 (freies T3) oder fT4 (freies T4) aufgenommen werden. Die Summe aus dem frei im Blut vorliegendem fT3 und dem gebundenem T3 wird übrigens als Gesamt-T3 (TT3) bezeichnet.
Während T4 ausschließlich in der Schilddrüse produziert wird, entsteht T3 zu großen Teilen in der Leber durch Abspaltung eines Jodatoms aus T4. Warum wird da eigentlich so ein Aufwand betrieben? Umwandlung nach da – Umwandlung nach hier, warum wird nicht einfach gleich das richtige T3 hergestellt? Nun, über die verschiedenen Hormonformen stellt unser Körper sicher, dass T3 immer genau in der richtigen Konzentration vorhanden ist. So vermeidet er genau die Symptome, die Sie vielleicht von einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Schilddrüsenunterfunktion kennen. Um auf Nummer sicher zu gehen wird aus dem T4 sogar noch zu kleinen Teilen eine Art hormonelle Rücklage gebildet. Das sogenannte reverse T3 (rT3) – ein “Supercontroller”! Ist zu viel T3 und T4 vorhanden, nimmt das Backup zu, die Konzentration von rT3 steigt an. Bei einem Mangel an T3 und T4 hingegen wird das rT3 Backup aufgebraucht, um das wichtige freie T3 im Blut schnell verfügbar zu machen.
Leiden auch Sie an einer chronischen Schilddrüsenerkrankung und nehmen das Hormon L-Thyroxin ein, Ihre Beschwerden werden aber nicht besser? Dann könnte das an einer sogenannten T4/T3-Konversionsstörung liegen. In manchen Fällen kann der Körper das T4 in der Leber nur noch unzureichend in T3 bzw. in rT3 umwandeln. Diese Störung kann völlig unabhängig aber auch in Kombination mit einer Schilddrüsenerkrankung auftreten. Schilddrüsenpatienten, die an einer T4/T3-Umwandlungsschwäche leiden, kämpfen trotz der Therapie mit einem reinen T4-haltigen Präparat (z. B. mit L-Thyroxin) weiterhin an Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion wie Übergewicht, Müdigkeit, Haarausfall, depressiver Verstimmung oder sogar Panikattacken. Solche Patienten sollten unbedingt ein Kombinationspräparat T3/T4, besser noch Hormone in Form von natürlichem Schilddrüsenextrakt erhalten.
„Low T3-Syndrom“ – Niedrige T3 Werte durch Konversionsstörung
Typisch für eine T4/T3-Umwandlungsschwäche sind grenzwertig erhöhte oder hohe fT4-Werte aber sehr niedrige oder erniedrigte fT3 Werte sowie hohe rT3-Werte. Das TSH [engl. Thyreoidea-stimulierendes Hormon] – das Hormon der Hirnanhangsdrüse – ist niedrig normal oder erniedrigt. Man bezeichnet dieses Phänomen auch als Niedrig-T3-Syndrom [engl. „Low T3-Syndrom“] oder auch als Euthyroid-Sick-Syndrom.
TSH überwacht und stimuliert die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone. Sie haben Hashimoto und wollen mehr über die Schilddrüsenwerte erfahren? Der Beitrag “Hashimoto – welche Werte sind zur Diagnose entscheidend?” gibt Ihnen den perfekten Überblick, welche Werte und Tests bei Morbus Hashimoto wichtig sind.
Die Ursachen einer T4/T3-Umwandlungsstörung sind in ihrem vollen Umfang noch nicht aufgeklärt. Unter anderem kann eine Konversionsstörung bei schweren Allgemeinerkrankungen wie Hepatitis, Leberzirrhose, fortgeschrittener Herzinsuffizienz, bei Magersucht oder bei ausgedehnten entzündlichen Prozessen vorkommen. Bei Patienten mit chronischen Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis tritt eine T4/T3-Umwandlungsstörung tatsächlich häufig bei Selen-Mangel und bei chronischem Stress auf. Warum ist das so? Die Umwandlung von T4 zu T3 oder zu reversem T3 wird durch bestimmte Enzyme bewerkstelligt. Sie werden als Dejodasen bezeichnet und benötigen für ihre Arbeit das Spurenelement Selen. Biologische Mediziner wissen: Menschen mit ausgeprägten Selen Mängeln leiden deshalb neben chronischen Schilddrüsenerkrankungen nicht selten gleichzeitig an einem “Low T3-Syndrom”.
Unter anhaltendem, starkem und chronischem Stress, bei einer schweren Erkrankung oder auch bei einer Entzündung wird vermehrt das Stresshormon Cortisol aus der Nebenniere ausgeschüttet. Cortisol führt zum einen zu einer verminderten Ausschüttung des Steuerhormons TSH durch die Hirnanhangssdrüse. Chronischer Stress begünstigt eine Schilddrüsenunterfunktion! Zum anderen wird die Umwandlung von T4 in rT3 durch Stress stark erhöht. Wenn Sie den Verdacht haben, dass chronischer Stress bei der Entstehung Ihrer Schilddrüsenerkrankung eine Rolle spielen könnte, legen wir Ihnen neben der Hormondiagnostik die Bestimmung eines Cortisol-Tagesprofil ans Herz.
Biologische Mediziner und Therapeuten, die sich auf Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto spezialisiert haben, messen neben den üblichen Schilddrüsenwerten wie TSH, T3 und T4 die Schilddrüsenhormone fT3, fT4, TT3 und rT3. So können sich biologische Experten einen perfekten Überblick über Ihre hormonellen Verhältnisse verschaffen und in der Folge genau eruieren, welches Schilddrüsenmedikament für Sie das Richtige ist. Wussten Sie, dass sich Ihre Beschwerden unter einer reinen Monotherapie mit dem Hormon L-Thyroxin (T4) sogar noch verstärken können, wenn Sie an einer T4/T3-Konversionsstörung leiden? Um tatsächlich beschwerdefrei zu werden, hilft in solchen Fällen erst eine zusätzliche Medikation mit dem Hormon T3 oder eine Bioidentische Hormontherapie mit natürlichem Schilddrüsenextrakt.
Suchen Sie sich einen biologischen Arzt, der sich auf Schilddrüsenerkrankungen spezialisiert hat und fragen Sie ihn nach einem erweiterten Hormonstatus der Schilddrüse. Erwähnen Sie das reverse T3. Bitten Sie ihn außerdem um eine Mineralstoffvollblutanalyse, um Ihren genauen Selenstatus zu erfassen. Denken Sie außerdem an Ihre Jodversorgung. Die Jod-Einnahme bei Schilddrüsenerkrankungen ist eine heikle Sache und sollte immer nur in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten erfolgen. Im Beitrag “Hashimoto und Jod: Ein kompliziertes Verhältnis” erklären wir Ihnen alles zum Thema Jod und Hashimoto.
Folgende Literatur diente als Basis für diesen Artikel und kann Ihnen tiefgründiges Wissen verleihen:
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